SC DHfK Leipzig Krise: „Krachend daneben“ mit Michael Biegler

Michael Biegler - SC DHfK Leipzig - Foto: Rainer Justen
Michael Biegler – SC DHfK Leipzig – Foto: Rainer Justen

Für den SC DHfK Leipzig erwies sich Trainer Michael Biegler nur einmal als Glücksgriff:

In der Zweitliga-Saison 2012/2013 übernahm er die Mannschaft des SC DHfK Leipzig vier Spieltage vor Schluss von Uwe Jungandreas und rettete den Verein mit Rang 14 vor dem Abstieg.

Die Stadt Leipzig wird Michael Biegler immer im Zusammenhang mit zwei Tiefpunkten seiner Karriere in Erinnerung behalten. Als Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft schied er mit seinen „Ladies“ im WM-Achtelfinale gegen Dänemark am 10. Dezember 2017 in Magdeburg aus. Der damalige DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld testierte auf der Pressekonferenz im Leipziger Lindner Hotel einen Tag später: „Das Ziel (Halbfinale – d. R.), eine erfolgreiche WM abzuliefern, ist krachend daneben gegangen.“

Dieses vernichtende Urteil ist auch für Bieglers kurze Stippvisite als Chefcoach beim SC DHfK Leipzig von Januar 2018 bis zum 1. Oktober 2018 mit seiner Freistellung zu schlussfolgern. Ein Sieg, ein Remis und fünf Niederlagen mit dem SC DHfK Leipzig in der aktuellen Saison brachten für den medial knurrigen Trainer das zeitige Aus, zumal Biegler noch Vertrag bis zum 30. Juni 2020 besitzt.

Ein Kommentar von SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp.

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05.10.2018 – TIME / Frank Zepp:

BLICK-Zurück: SC DHfK Leipzig und Michael Biegler zur Zielstellung für die Saison 2018/2019 auf der Vorstellungs-Pressekonferenz am 18. April 2017: Richtung Europa

„Meine Entscheidung für den SC DHfK ist auch eine personengebundene Entscheidung, denn die Hauptprotagonisten Karsten Günther, Maik Gottas, Stefan Kretzschmar und Andre Haber, die stellvertretend für die tolle Arbeit in diesem Verein stehen, kenne ich alle sehr gut. Das Gesamtpaket in Leipzig überzeugt mich. Perspektivisch hat das Projekt schon das Zeug dazu, Richtung Europa zu gehen.“

Geschäftsführer Karsten Günther ergänzte: „Klar war von Beginn an, dass wir weiterhin jemanden wollen, der unser Team kontinuierlich weiterentwickeln kann und dabei sowohl Spitzenspieler als auch Talente aus der Handball-Akademie einbaut. Wir wollen den Leipziger Weg mit viel Identifikation, Ehrgeiz und hoher Lernbereitschaft weitergehen und sind total glücklich, dass wir mit Michael Biegler dafür den richtigen Fachmann gefunden haben.“

Michael Bieglers Sternstunde mit Polen bei der Handball WM 2015 in Katar

Nach der knappen Zwei-Tore-Niederlage (29:31) im WM-Halbfinale gegen Katar wurde das Bronzemedaillen-Match für Biegler und Polen gegen den entthronten Titelverteidiger Spanien zur großen Sternstunde. Nach Verlängerung gewann Polen mit 29:28 Toren und bescherte sich nach WM-Silber 2007 und WM-Bronze 2009 den nächsten großen Erfolg.

Heim WM 2017: Ladies scheiterten mit Biegler an der Zielvorgabe Halbfinale

Nach Michael Bieglers erfolgreichem „polnischem Weg“ bei der Männer Weltmeisterschaft 2015 in Katar mit Bronze und dem Debakel bei der polnischen Heim EHF EURO 2016 (14-Tore-Niederlage gegen Kroatien in der Hauptrunde und dem Nichterreichen des Halbfinals) folgte das sportliche Deja-vu-Erlebnis mit den Ladies bei der Handball Weltmeisterschaft in Deutschland. Bieglers Fehler in der Personalpolitik, taktische Schwächen im Abwehr- und vor allem im Angriffsverhalten sowie mentale Probleme in Drucksituationen bei der Frauen-Nationalmannschaft und die selbstverschuldete Niederlage im Achtelfinale gegen Dänemark zerstörten den großen WM-Medaillen-Traum. Nach Entwicklungs-Stagnation in drei Jahren mit Jakob Vestergaard und Michael Biegler (20 Monate davon) wurde ein personeller und spieltaktischer Neuanfang mit Bundestrainer Henk Groener notwendig.

Bundesliga-Fehlstart löste Krise beim SC DHfK Leipzig aus

Michael Biegler meldete sich nach Herzproblemen wieder für den Trainerjob fit und durfte aber nicht mehr coachen. Enttäuschende Niederlagen des SC DHfK Leipzig zu Hause gegen Stuttgart und Wetzlar sowie zuletzt in Gummersbach brachten das Fass zum Überlaufen. Geschäftsführer Karsten Günther mit der Quintessenz: „Bei uns gehen im Moment Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Wir müssen wieder als Mannschaft funktionieren.“ Dieses wichtigste Detail scheint Coach Michael Biegler übersehen zu haben. Er agierte stets gern mit aufgebauten Hierarchien von Führungsspielern bei Stärkung der Eigenverantwortung seiner Akteure. Mit diesem Credo hatte Michael Biegler als Trainer der „alten Schule“ in jüngster Vergangenheit keinen Erfolg.

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