Volleyball-EM: Sensations-Sieg gegen Olympiasieger Russland

20.09.2013 – PM:

Sensationeller Auftakt für die DVV-Männer bei der Volleyball-EM 2013 in Gdynia/POL: Die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen demontierte Olympiasieger und World League-Sieger Russland mit 3:0 (25-20, 25-23, 25-19) und zeigte eine Weltklasse-Leistung in Block- und Feldabwehr. Punktbeste deutsche Akteure waren Georg Grozer (21) und Christian Fromm (13), die zudem mit Angriffsquoten von 71% bestachen. Als Olympiasieger-Bezwinger geht es nun am Samstag in die zweite Vorrundenpartie gegen Bulgarien – der zweite Mitfavorit auf den EM-Titel in der deutschen Gruppe.

Vor 1.200 Zuschauern konnte auch Bundestrainer Vital Heynen kaum glauben, was sich vor seinen Augen abspielte: „Ich habe den Spielern direkt nach dem Sieg gesagt, dass ich nicht weiß, wieso sie das Match gewonnen haben.” Was er sofort wusste, war, „dass es das beste Spiel in den letzten beiden Jahren ist”, und damit die Nummer eins in seiner Amtszeit.

Mit ein bisschen Reflektion wird auch Heynen erkennen, was die entscheidenden Faktoren dieses Sieges waren. Team Deutschland lieferte eine perfekte Block-Abwehrarbeit ab und machte es den Russen schwer, überhaupt mal einen leichten Punktgewinn zu erzielen. Libero Ferdinand Tille sagte: „Das war phänomenal, sie konnten kaum einen Ball schlagen, der mit voller Wucht auf den Boden kam.” Einzig dem 2,18-Meter-Riesen Dimitry Musersky gelang dies hin und wieder. Entscheidend waren aber auch die taktisch klugen Aufschläge. Fast alle deutschen Spieler wählten den Jumpfloat, „den die Russen”, so Heynen vor dem Spiel, „überhaupt nicht lieben.” Nur Diagonalangreifer Georg Grozer sollte hart zuschlagen. Diese ständigen Wechsel zeigten Wirkung und die Russen fanden kein Gegenmittel.

Schon in der Weltliga hatten die Deutschen in Frankfurt mit einem 3:2 und einem 2:3 gezeigt, dass sie keinen Respekt vor den Russen haben mussten. „Wir waren schon da immer nah dran, deshalb ist der Sieg heute nicht völlig überraschend”, sagt Heynen. Eher die Deutlichkeit, die auch Russen-Coach Andrej Voronkov enttäuschte: „Heute waren alle Spieler schlecht. Es ist keine gute Ausgangslage, mit einer solchen Niederlage in die EM zu starten.” Aus dem Kader, der in London bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille gewonnen hatte, standen immerhin noch vier gegen die Deutschen auf dem Feld. In deren Reihen gab es jedoch mit dem überragenden Außenangreifer Christian Fromm (13 Punkte gesamt) und den Mittelblockern Philipp Collin und Tim Broshog drei EM-Debütanten, die ohne Furcht zur Sache gingen.

Zudem musste Heynen auf seinen Spielführer Jochen Schöps (Bauchmuskelverletzung) verzichten, dessen Ersatz Georg Grozer mit 21 Zählern der erfolgreichste Punktesammler war. Grozer gab das Lob gleich an das Team weiter: „Die Jungs haben heute eine unglaubliche Block-Abwehr-Arbeit geleistet.” Der Sieg sei ein schöner Schritt, doch jetzt gelte es, sich auf das nächste Spiel gegen Bulgarien zu konzentrieren, „sonst war es nur eine schöne Momentaufnahme.” Nach dem Coup ist allerdings die Lust auf neue spannende Kapitel in dem Märchenbuch gewachsen, wie Zuspieler Simon Tischer glaubt: „Das war nicht unser letzter Sieg bei dieser EM.”

Deutschland begann mit: Kampa, Grozer, Kaliberda, Fromm, Broshog, Collin, Libero Tille.

Russland begann mit: Apalikov, Grankin, Sivozhelev, Pavlov, Spiridonov, Musersky, Libero Verbov.

Beste Punktesammler Deutschland: Georg Grozer (21), Christian Fromm (13)

Beste Punktesammler Russland: Dimitry Musersky (11), Nikolay Pavlov (10)

1. Satz: Furioser Start eines hochkonzentrierten Teams. Kaliberda besorgt die ersten Punkte, Russlands Coach Voronkov nimmt schon bei 7:2 für die DVV-Auswahl die erste Auszeit. Bringt nicht viel, Musersky, der 2,18-Meter-Riese haut seinen Aufschlag ins Netz. (8:3). Bei 13:10-Führung der Deutschen schlägt er dann aber mal zu (13:11). Als Kaliberda einen Angriff ins Aus setzt, nimmt auch Bundestrainer Heynen seine erste Auszeit (13:12). Bis zum 14:14 bleibt es eng, dann sorgen Blockaktionen gegen Spiridonov für einen Vorsprung zum 18:14. Grozer blockt Pavlov (20:15), Russlands nimmt seine zweite Auszeit, Grozer holt aber den ersten Satzball (24:19). Der zweite sitzt, weil Sivozhelev seinen Aufschlag ins Aus haut.

2. Satz: Russland ist jetzt besser im Spiel (5:5), aber die Deutschen halten sich wacker. Zwei Mal schlägt Fromm zu, es steht 9:7 und diesen Zwei-Punkte-Vorsprung halten sie (15:13), bauen ihn dann sogar aus: Block Grozer (16:13), Ass Lukas Kampa (17:13), Kaliberda schlägt clever den Block an (19:15), Grozer kommt longline durch (20:16). Trotzdem wird es noch einmal eng (20:18, 22:21). Wieder Grozer über die Vier (24:22) bringt den 1. Satzball, Fromm setzt seinen Aufschlag knapp hinter die Linie (24:23), aber Kaliberda macht über außen den Sack zu (25:23).

3. Satz: Erstmals dürfen die Russen in Führung gehen (3:1), Musersky macht die Punkte. Aber als Broshog zum 3:3 Ausgleich blockt und Kampa gleiches gegen Sivozhelez gelingt, haben die Deutschen das Heft wieder in der Hand. Ass Grozer (6:3), Auszeit Russland, Punkt Grozer, 8:4 zur ersten technischen Auszeit, 16:11 zur zweiten. Fromm zaubert aus dem Hinterfeld (18:13), Collin blockt zum 21:16, ein Doppelblock reicht zum Verwandeln des zweiten Matchballes.

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Vital Heynen: „Das war das beste Spiel in den letzten beiden Jahren. Ich habe den Spielern direkt nach dem Sieg gesagt, dass ich nicht weiß, wieso sie das Match gewonnen haben. Vor einer Woche waren wir noch so schlecht, und jetzt so gut. Russland bleibt Favorit, wir haben sie nur erwischt, als sie nicht voll fokussiert waren.”

Zuspieler Simon Tischer: „Wir haben es den Russen sehr schwer gemacht, leichte Punkte zu erzielen, und wir haben stark aufgeschlagen. Das war nicht der letzte Sieg bei dieser EM.

Spielführer Jochen Schöps: „Die Russen waren der Favorit, aber auch für sie war es das erste Spiel bei der EM. Unser Konzept ist voll aufgegangen, sie konnten keine einfachen Punkte machen. Wir wollten ein unangenehmer Gegner sein, das hat sie sehr verunsichert, auch weil wir aus den vielen abgewehrten Bällen Punkte gemacht haben.”

Georg Grozer: „Die Jungs haben heute eine unglaubliche Block-Abwehr-Arbeit geleistet. Der Sieg sei ein schöner Schritt, doch jetzt gelte es, sich auf das nächste Spiel gegen Bulgarien zu konzentrieren, sonst war es nur eine schöne Momentaufnahme.”

Libero Ferdinand Tille: „Wir haben mit Spiridonov ihren schwächsten Annahmespieler gut erwischt. Block-Abwehr hat phänomenal funktioniert.”

Zuspieler Lukas Kampa: „Wenn wir machen, was wir können, läuft es eben gut. Wir waren immer sehr ruhig und konzentriert, waren fast an jedem Ball dran und haben viel gearbeitet.”

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