Der Höhepunkt im deutschen Frauen-Handball – Das Meisterschaftsfinale im Europapokalmodus: HC Leipzig vs. Thüringer HC

Der Weg ins Finale – die Halbfinal-Rückspiele in der Konferenz-Berichterstattung:

SPORT4Final-LiveDabei aus Leipzig und der Spielbericht des Thüringer HC (Pressemitteilung)

HC Leipzig vs. Buxtehuder SV – 1. Halbzeit

 

Buxtehuders Cheftrainer Leun musste schon in der 5. Minute bei 1:4-Rückstand seine erste Auszeit nehmen. Der BSV kam nicht ins Spiel und kassierte zwei Gegenstoß- und ein Tor aus zweiter Welle vom Gastgeber, der aus sicherer und sattelfester 6:0-Formation agierte. Danach konnte der besser im Angriff agierende BSV auf 5:6 (15.) verkürzen. Nach eigener Auszeit (14.) stellte der HC Leipzig im Angriff um und brachte Lang und Hubinger. Beide Rückraumschützinnen sowie Visser mehrfach vom Siebenmeterpunkt brachten mehr Schwung und Torgefährlichkeit in die Partie. Über die Stationen 9:6 (20.), 13:8 (25.) sorgte der HCL mit dem 14:9-Halbzeitstand für eine komfortable Führung mit (fast) schon „Finaleinzugscharakter“. Bei den Buxtehuder Gästen hatte Torhüterin Krause mit 9 Paraden (Schülke 5) eine ganz starke erste Hälfte. Daraus konnten sie aber bei 7 technischen Fehlern und mehreren Fehlwürfen (auch am Tor vorbei) kein Kapital schlagen, zumal der HCL mit guter Abwehrleistung und insgesamt 5 Gegenstößen erfolgreich war. Bemerkenswert, weil sehr selten gesehen, die Schiedsrichter korrigierten eine fehlerhafte Siebenmeterentscheidung (27.) zugunsten des HCL in Abwurf vom Buxtehuder Tor! Respekt.     [private]

Thüringer HC vs. Bayer Leverkusen – 1. Halbzeit

Der Gastgeber setzte sich dank guter Reflexe von Torhüterin März mit 6:3 (7.) ab. Danach kamen aber die Leverkusenerinnen ins Spiel. Vor allem Naidzinavicius traf in der Anfangsphase fünf Mal. In der 12. Minute war erstmalig wieder der Ausgleich erzielt (7:7) und mit der sich steigernden Torhüterin Hagel bestimmte jetzt Bayer das Spielgeschehen. Während dem THC-Angriff nichts gelang, spielte Bayer vorn fast fehlerlos und zog auf 13:9 davon. Der Vorsprung aus dem Hinspiel war egalisiert. Erst in der 26. Minute erzielte Nadgornaja aus dem Rückraum den 13:13-Ausgleich. 60 Sekunden später verwandelte Jakubisova einen Traumpass Engels zur 14:13-Führung, die der THC in die Pause rettete.

HC Leipzig vs. Buxtehuder SV – 2. Halbzeit

HCL-Trainer Ørneborg nahm beim 15:11 in der 36. Minute seine zweite Auszeit. Der Buxtehuder SV kam stärker aus der Halbzeit. Hätte Leipzigs Torhüterin Schülke nicht drei Bälle des BSV hintereinander entschärft, wäre das Spiel sicher noch spannender geworden. Aber über einige taktische Veränderungen im Angriffsverhalten, einer weiterhin sehr kompakten HCL-Deckungsformation und mehr Gefährlichkeit aus dem Rückraum, überragend wieder Lang mit 7 Toren, und einer ab der 40. Minute anstelle von Visser klug regieführenden Kudlacz zog der HC Leipzig unbeirrt seine Kreise. Über 20:14 (44.), 25:16 (54.) sicherte sich der Gastgeber mit einem souveränen 28:20-Sieg den Finaleinzug. Der Buxtehuder SV agierte, wie schon im Heimspiel, mit zu geringer Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Die sehr offensive 4:2-Anfangs- und später 3:3-Abwehrformation wurde durch gut durchdachte Spielzüge des HCL über- oder hinter laufen bzw. mit zwei mittleren Kreisspielerinnen vor große Probleme gestellt. Auch im direkten 1:1-Spiel (Kudlacz) war der HCL überlegen. Das erste Finale kann nun am 5. Mai in der Arena Leipzig angepfiffen werden.

SPORT4Final-Interviews:

Herr Holz, herzlichen Glückwunsch zum Sieg und zum Einzug ins Finale. War das heute von der spielerischen Seite her das Spiel, das Sie sich vorstellen?

Jochen Holz (Co-Trainer HCL): „Ja, gut. Wir wussten, dass es ähnlich wird wie im ersten Spiel, dass es ein Kampfspiel ist und dass es hier vor allen Dingen um eine resolute Abwehrarbeit geht. Das haben wir zweimal in den sechzig Minuten geschafft und ich denke, Schönheitspreise gibt es nicht zu gewinnen in solchen Spielen, wo es eben darauf ankommt, in zwei Spielen das Parkett als Sieger zu verlassen. Das haben wir geschafft, das war unser Ziel. Wir haben drei Halbzeiten gewonnen, das war der Grundstein und ich denke, in diesem Jahr waren wir dran, voriges Jahr haben wir es selbst aus der Hand gegeben in Buxtehude und heute zu Hause haben wir das gelöst.“

Wie werden Sie nächste Woche in das erste Finalspiel gegen den Thüringer HC gehen?

Jochen Holz: „Ich hoffe zumindest, dass wir uns zu Hause rehabilitieren können gegenüber dem Pokalendspiel und ich hoffe, dass wir hier zumindest das Parkett als Sieger verlassen können.“

Vielen Dank Herr Holz und viel Glück.

Herr Leun, trotz der Halbfinalniederlage möchte ich Ihnen zuerst für die Saisonleistung, bei allen Problemen und Verletzungssorgen, einen Glückwunsch aussprechen. Heute hatten Sie aber kaum eine Chance in Leipzig?

Dirk Leun (BSV-Cheftrainer): „Man muss ganz klar anerkennen, dass Leipzig die besser besetzte und auch stärker Handball spielende Mannschaft war. Die im Zweikampf dynamischer und athletischer war und deshalb verdient ins Finale eingezogen ist. Ich denke, dass meine Mannschaft angesichts der angesprochenen Probleme trotzdem eine sehr starke Saison gespielt hat. Denn so viele Ausfälle wegzustecken, muss man erst mal schaffen. Wir haben es in zwei Halbfinals geschafft. Darum beneiden uns ganz viele andere Mannschaften dieser Liga. Und deshalb können wir zu Recht stolz darauf sein, was wir diese Saison erreicht haben.“

Sind Ihre Planungen für die nächste Saison abgeschlossen oder werden Sie Ihre Mannschaft noch verstärken?

Dirk Leun: „Unsere Planungen sind abgeschlossen. Wir haben schon während der Saison die Spielerinnen geholt, die wir uns leisten können und die wir auch für möglich halten, die Lücken zu schließen. Wir wissen, dass es nächstes Jahr sehr schwer werden wird, in der Spitzengruppe weiter mitzuspielen. Aber das muss unser Ziel sein, hinter den Topmannschaften Thüringen und Leipzig, mit Vereinen wie Oldenburg und Leverkusen hinter diesem Duo um den Platz drei zu kämpfen. Das wird unser Ziel sein. Allerdings werden wir auch Zeit brauchen, bei dem großen Umbruch die Mannschaft neu einzuspielen. Aber wir freuen uns auch alle darauf, denn so ein Umbruch kommt irgendwann mal in jedem Sportlerleben, in jeder Mannschaft und ich trainiere die Mannschaft jetzt fünf Jahre lang und es ist ein Umbruch auch nötig. Den gehen wir sehr positiv an und wir wissen, wenn wir gut arbeiten, auch weiter oben eine gute Rolle spielen können.“

Ich wünsche Ihnen für die nächste Saison alles Gute und viel Glück und wir sehen uns ja wieder hier in Leipzig.

Herr Hähner, im Pokalfinale und nun im Meisterschaftsfinale, herzlichen Glückwunsch. Nach drei Jahren deutet sich die erfolgreichste Saison an. Wie sehen Sie Ihre Chancen für das Meisterschaftsfinale im Europapokalmodus?

Kay-Sven Hähner (HCL-Manager): „Jedes Spiel geht bei null los. Fakt ist, wir haben etwas wieder gut zu machen beim THC oder für uns gegen den THC. Die haben das deutlich besser gemacht im Pokalfinale und wir wollen gern Revanche nehmen. Schau ‘n wir mal wie das so geht. Fakt ist, wir haben heute auch gesehen, dass die auch zu Hause zu schlagen sind und nicht das erste Mal. Wir müssen alles geben, dürfen nicht übersteuern und wir werden zwei schöne Endspiele sehen. Hier mit einer vollen Arena, denk‘ ich mal. Gucken wir mal, wie es dann am 11. oder 12. ausgeht. Wer dann am Ende den Pokal hoch hält. Wir haben auch schon in auswärtigen Hallen Meisterschaften gefeiert und schau ‘n wir mal.“

Ich wünsche alles Gute, viel Erfolg und bis zur nächsten Woche.

Thüringer HC vs. Bayer Leverkusen – 2. Halbzeit

Die spannende Partie verlief in der zweiten Hälfte bis zum 18:19 (41.) relativ ausgeglichen. Zwei Leverkusener Spielerinnen – Hagel und Extremado – wuchsen über sich hinaus. Beim Stand von 18:22 netzte Nadgornaja ein – im Gegenangriff wurde ihr eine Abwehraktion zum Verhängnis. Für ein Foul an Steinbach zeigten ihr die Unparteiischen die rote Karte. Zehn Minuten vor Schluss traf Extremado vom Punkt – vorher hatte Snelder ihren Strafwurf am Kasten vorbei geworfen. Die Nerven lagen blank – und Leverkusen war mehrfach vier Tore weg. Der Thüringer HC versuchte dran zu bleiben. In der 55. Minute schwand die Hoffnung. Steinbach traf zum 28:23 und Hilster gelang dann sogar das 29:23.
Der THC kämpfte mit letzten Kräften und Bayer hielt dagegen. Bei einer Abwehraktion erhielt Naiszinavitius eine Zeitstrafe. Comans, die lautstark protestierte, musste ihr folgen. Nun glich die Salza-Halle einem Tollhaus. Leverkusen spielte zu viert druckvoll und sehr geschickt die Zeit herunter. Der THC kam nicht an den Ball. Dann der Freiwurf von Steinbach – Tor zum 30:25 und alles schien entschieden. Es blieben noch 27 Sekunden, in denen noch zwei Treffer fallen sollten. Jakubisova traf von Rechtsaußen. Frey markierte den letzten Treffer in diesem Halbfinalspiel mit einer wahren Herzschlagaktion. In der vorletzten Spielsekunde wurde sie auf Linksaußen freigespielt und drehte aus spitzem Winkel den Ball an der überragenden Gäste-Torhüterin Hagel vorbei ins Tor. Eine super Aktion in einem Halbfinale, bei dem bis zum Schluss alles offen war und das letztlich einen glücklichen THC als Sieger sah.

Stimmen nach dem Spiel:

Heike Ahlgrimm (Bayer): Es ist schwierig hier zu stehen und vier Sekunden vor dem Ende als Verlierer vom Platz zu gehen. Ich bin so stolz auf meine Mädels. Wir haben heute über unseren Grenzen gespielt. Wir standen 15 Sekunden vor Schluss schon im Finale, aber so sind die Playoffs. Über die ganze Saison steht aber der THC verdient im Finale.
Herbert Müller (THC): Kompliment an beide Mannschaften. So grausam oder auch schön kann nur der Sport sein. Wir wussten genau, dass Leverkusen sich noch nicht aufgegeben hat. Riesenkompliment an die Mannschaft. Unsere Vorbereitung ist schon kräftig schief gelaufen. Nadja hatte sich gestern nach zehn Minuten eine Leistenzerrung zugezogen. Aus diesem Grund mag ich diesen Modus nicht, eine einzige Zerrung kann alles entscheiden. Wir sind heute nie richtig ins Spiel gekommen. Doch am Ende hat sich unser Kämpferherz wieder durchgesetzt. Vom Gefühl her hätten heute beide Mannschaften den Finaleinzug verdient.

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