Handball-WM-Nachlese: Meine Thesen – Deutschland wieder in der Weltspitze ?

Meine Thesen – Deutschland nach der Handball-WM 2013 wieder in der Weltspitze ? 

Deutschland vs. Frankreich 32:30 -  Foto: WM-Presseservice
Deutschland vs. Frankreich 32:30 –
Foto: WM-Presseservice

1. Unser Team hat aus Sicht der mannschaftlichen Geschlossenheit – der inneren Teamstärke, sowie vom Stand der eigendynamischen Entwicklung einen über den Vor-WM-Erwartungen liegenden, großen Schritt nach vorn gemacht. Team- und Kampfgeist, nationale Sympathie-Rückgewinnung und internationaler Reputationsgewinn ist den deutschen Spielern und dem Trainerteam überzeugend gelungen.    

 

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Spaniens Weltmeister-Trainer Rivera nach dem Viertelfinal-Sieg über Deutschland in der Pressekonferenz: „Die Fortschritte, die das deutsche Team macht, sind bemerkenswert.“ Ein positiveres Zeugnis kann es bei dieser Weltmeisterschaft 2013 nicht geben.

2. Mit dem Minimalziel Achtelfinale ins Turnier gestartet, wurde am Ende mit dem Viertelfinale und Platz 5 die seit der WM 2009 begonnene Talfahrt des deutschen Handballs gestoppt und tendenziell die Trendwende eingeleitet. Diese Performance muss unbedingt bei den nächsten Großturnieren stabilisiert und verbessert werden. Ein Vergleich der Abschlussplatzierungen der Nationen, gegen die wir gewonnen haben, zeigt deutlich, dass wir außer gegen Frankreich (6.) nur Mannschaften aus dem Mittelfeld (Brasilien 13.; Mazedonien 14.) oder dem letzten WM-Drittel (Argentinien 18.; Montenegro 22.) besiegt haben. Die spielerische Weiterentwicklung und Wettkampfhärte kann nur in den Duellen gegen die Top-Teams der Welt forciert und ausgebaut werden.

3. Unterschiede zur absoluten Weltspitze liegen m.E. noch in der spieltaktischen und individuellen Klasse der deutschen Spieler. Denn ohne absolute Weltklassespieler wird es im Mannschaftssport Handball kaum gelingen, Titel zu holen. Überzeugend war aber das deutsche Abwehrverhalten über weite Strecken sowie Garant des guten WM-Abschneidens. Im Vergleich: Spaniens weltmeisterliches Abwehrsystem war ein dynamisches, aus mehreren Deckungsvarianten bestehendes, ineinander greifendes Bollwerk. Der Weltmeister war statistisch gesehen auch Weltbester bei den „gestohlenen Bällen“ und „geblockten Würfen“ vor Kroatien, die dem Gastgeber die einzige Niederlage beibrachten. Ein größerer Abstand zur Weltspitze besteht bei der Angriffsgestaltung sowie Spiel- und Passfähigkeit. Beste deutsche Spieler waren hier in der Statistik der Torvorlagen Haaß als 21. mit 14 und Weinhold als 37. mit 11 Torvorlagen. Zum Vergleich der Isländer Palmarsson als Führender mit 35 Vorlagen in 6 Spielen. Der deutsche Rückraum muss an Torgefährlichkeit deutlich zulegen und die eingeübten Spielzüge konsequenter umsetzen. Für mich geht es hierbei primär um die spielerische Dominanz als Aktion und erst dann als Reaktion auf die jeweilige Abwehrformation des Gegners.

4. Das deutsche Team war vom Leistungsvermögen in sich homogen und die Leistungsunterschiede zwischen allen Spielern geringer als in den Vorjahren. Von der individuellen Klasse ragte der Abwehrinnenblock mit Roggisch und Haaß heraus. Heinevetters wahres Leistungsvermögen, auch in der Konstanz, haben wir noch nicht in vollem Umfang gesehen. Im Angriff sehe ich noch die größten Steigerungspotentiale. Linksaußen Klein als sehr guter Abwehr- und Angriffsspieler hat mich neben Spielmacher Haaß am meisten überzeugt. Michael Haaß wirkte für meinen Geschmack sogar in der Abwehr noch etwas stärker als im Angriff. In den Rückraumpositionen links wie rechts muss deutlich an Qualität zugelegt werden.

5. Meine finale These nach dem deutschen WM-Erfolg mit dem fünften Platz lautet: Unsere Mannschaft befindet sich auf einem guten Weg in Richtung der Weltbesten. In der absoluten Weltspitze noch nicht aber im Kreis der Mannschaften mit dem Potenzial einstelliger Tabellenplätze (bis Platz 8) bei Welt- oder Europameisterschaften angekommen. Eine stetig voran gehende Teamentwicklung sei dabei weiter voraus gesetzt. Vor Olympia 2016 sind noch zwei EM und eine WM erfolgreich zu spielen – Viertel-/Halbfinale als ambitionierte, realistische Zielsetzung! Sollte dies stabil gelingen, wovon ich ausgehe, wird die deutsche Mannschaft wieder die höheren Erwartungen erfüllen und in dieser Dekade an die großen Erfolge der Vergangenheit (Olympiasieg 1980 und Weltmeistertitel 1978 und 2007) anknüpfen können.  

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