Volleyball-EM: Männer ungeschlagen ins Viertelfinale

22.09.2013 – PM:

Die DVV-Männer sind ungeschlagen und in beeindruckender Manier in das Viertelfinale der Volleyball-EM eingezogen: Mit dem dritten Sieg im dritten Vorrundenspiel in Gdynia, dieses Mal 3:0 gegen die Tschechische Republik, ist das deutsche Team bisher die Überraschungsmannschaft der EM. Zuvor gelangen Siege gegen Olympiasieger Russland (3:0) und den Olympia-Vierten Bulgarien (3:2). Eines dieser Teams oder voraussichtlich Gastgeber Polen ist am 25. September in Danzig der Viertelfinalgegner. Punktbeste Spieler gegen die Tschechen waren Christian Fromm (14) und Georg Grozer (12).

3:0, 3:2, 3:0 – Volleyball-Fans vermitteln diese Zahlen gute Botschaften. Denn so lauteten die Vorrundenergebnisse der deutschen Volleyballerinnen bei ihrer Heim-EM, die gleichen Resultate erzielten auch die Männer der Pritsch- und Baggerzunft bei ihrer EM in Polen. Die Auswahl von Bundestrainer Vital Heynen siegte in der Vorrunde gegen Olympiasieger Russland (3:0), den Olympia-Vierten Bulgarien (3:2) und am Sonntagnachmittag auch gegen Außenseiter Tschechien (3:0). Damit ist sie als Poolsieger direkt ins Viertelfinale (Mittwoch in Danzig) eingezogen. Der Gegner wird am Dienstag in einem Play-off-Duell zwischen einem Gruppenzweiten und einem –dritten ermittelt. Ein Platz unter den ersten Acht ist sicher, vor zwei Jahren waren sie nur auf Rang 15 gelandet, in der Folge wurde Heynens Vorgänger Raul Lozano entlassen.

Tschechien musste ohne seinen vielleicht wichtigsten Angreifer David Konecny antreten. Der künftige Teamkollege von Deutschlands Mittelblocker Philipp Collin, beide spielen in der französischen Liga für den VB Tours, hatte sich tags zuvor im ersten Satz gegen Russland verletzt.

Trotzdem hatte Bundestrainer Vital Heynen Respekt vor den Tschechen, die vom ehemaligen DVV-Nachwuchstrainer Bernard Stewart gecoacht werden: „Ihre Sprungaufschläge sind gefährlich, wir müssen viel arbeiten im Bereich Block-Feldabwehr.” Das letzte Aufeinandertreffen hatte es bei der Olympia-Qualifikation vor einem Jahr in Berlin gegeben, damals siegte die DVV-Auswahl mit 3:1.

Das alles ist nun kein Thema mehr. Gut möglich, dass die Volleyballer eher weiter gute Schlagzeilen machen. Wenn sie denn ihre Luxusprobleme in den nächsten Tagen gut gelöst bekommen, hofft Vital Heynen: „Wir müssen unseren Frauen und Freundinnen erklären, dass wir später nach Hause kommen. Wir müssen Wäsche waschen und überlegen, was wir mit dem zusätzlichen freien Tag anstellen.” Niemand im deutschen Lager hatte mit solch einer Entwicklung gerechnet. Noch unmittelbar vor dem Auftakt am Freitag hatte der Belgier gesagt: „Wir waren bis vor ein paar Tagen noch unglaublich schwach, ich habe keine Ahnung, zu was wir fähig sind.” Drei Tage später ballte er nach dem letzten Ballwechsel die Fäuste vor Freude, nahm seinen Co-Trainer Stefan Hübner in die Arme und genoss die Glückwünsche.

Darunter wird sicher auch eine Kurznachricht seines Verbandspräsidenten Thomas Krohne sein. „Es ist begeisternd, zu erleben, was hier gerade abgeht. Die Frauen haben schon fasziniert, die Männer sorgen für eine Überraschung nach der anderen”, sagte Krohne am Sonntagmorgen im Teamhotel in Gdingen. Am Freitag hatte er noch an der Hochzeitsfeier seines Frauen-Bundestrainers Giovanni Guidetti in Istanbul teilgenommen, Samstag erlebte er den Fünf-Satz-Krimi gegen Bulgarien, vor dem Tschechien-Spiel musste er sich per SMS informieren lassen, weil er aus beruflichen Gründen wieder nach München geflogen war.

Zum Viertelfinale will er wieder vor Ort sein, dann hofft auch Diagonalangreifer und Mannschaftskapitän Jochen Schöps, endlich wieder mal aktiv ins Geschehen eingreifen zu können. Wegen einer Bauchmuskelverletzung war er zum Zuschauen verdammt. So saß er hinter dem Spielfeld, wo die Scouts, Statistiker, Journalisten und Fotografen sitzen, und versuchte, seine eigenen Informationen an die Mannschaftskollegen weiter zu geben. Viel Hilfestellung war allerdings nicht nötig: „Die machen ihre Sache großartig, wenn es so läuft, sind meine Leiden nicht ganz so schlimm.”

Vor dem Viertelfinale ist niemandem im deutschen Lager bange, obwohl als Gegner wieder Russland, Bulgarien oder vielleicht gar Gastgeber Polen drohen. „In Danzig gegen Polen zu spielen und das vor einer vollen Halle kann auch Spaß machen”, glaubt Libero Ferdinand Tille. Auf jeden Fall werden sie erst einmal den einen freien Tag mehr genießen. „Man konnte heute sehen, dass es beispielsweise für Georg Grozer gut ist, wenn er sich regenerieren kann.” Der schlaggewaltige Diagonalangreifer hatte nach einer Schulteroperation erst Mitte August das Training wieder aufgenommen und seine Sache bisher gut gemacht. Heynen konnte sich aber auch auf EM-Debütanten wie Außenangreifer Christian Fromm verlassen. Nach dem Sieg gegen Tschechien nahm er Fromm in den Arm und lobte ihn: „Du spielst nicht nur gut oder sehr gut, Du bist unglaublich gut.”

Träumereien an einen Umzug nach Kopenhagen, wo am Wochenende die Halbfinals und Medaillenspiele in dem Fußballstadion Parken ausgetragen werden, lässt Heynen noch nicht zu, „das ist zu weit weg.” Erst einmal gälte es „das Ferienlager an der Ostsee zu gestalten.” Obwohl, schiebt er hinterher: „Mit dieser Mannschaft ist alles möglich.”

Deutschland begann mit: Kampa, Grozer, Kaliberda, Fromm, Böhme, Collin, Libero Tille.

Tschechien begann mit: Holubec, Hudecek, Baranek, Stokr, Siroky, Tichacek, Libero Kopacek

Stimmen zum Spiel:

Simon Tischer (Zuspieler und Ersatzspielführer): Wir wollten heute unbedingt gewinnen, um Erster zu sein, das war das Ziel. Wir haben eine konzentrierte Leistung gezeigt, lediglich im 2. Satz gab es ein paar kritische Momente. Wir sind stolz, in dieser Hammergruppe Platz eins erreicht zu haben.

Vital Heynen (Bundestrainer): Manchmal bin ich ein smarter Coach, manchmal ein verrückter. Jetzt schaue ich etwas bedröppelt drein, weil mein Kapitän genau das gesagt hat, was ich auch sagen wollte. Mir bleibt nur noch ein Satz: Ich bin unglaublich stolz auf diese fantastischen Jungs. Wir müssen jetzt unseren Freundinnen und Frauen erklären, dass wir ein paar Tage später nach Hause kommen und erst einmal Wäsche waschen. Mit dieser Mannschaft ist alles möglich. Den Gegner im Viertelfinale können wir uns nicht aussuchen. Aber wer Italien, Russland, Bulgarien und Tschechien in einer Woche schlagen kann, dem ist vieles zuzutrauen.

Ferdinand Tille: Wir mussten vor der EM realistisch sein, niemand hat Platz eins in dieser Gruppe erwartet. Im Viertelfinale in Danzig vor voller Halle gegen Polen zu spielen, macht sicher viel Spaß. Den freien Tag mehr können wir gut gebrauchen.

Lukas Kampa: Es schien am Anfang leicht zu laufen gegen die Tschechen, obwohl ich erst dachte, dass wir mehr Gas geben müssen. Mit Bulgarien, Russland und vielleicht Polen warten die schwersten Gegner auf uns im Viertelfinale.

Jochen Schöps: Wir sind unter den ersten Acht in Europa. Da hat man vielleicht das Halbfinale ein wenig vor Augen, aber das Viertelfinale ist die schwerste Hürde dorthin. Dort müssen wir, wie schon im ganzen Turnier, von Anfang an konzentriert sein.

Stewart Bernard (Trainer Tschechien): Deutschland hat verdient gewonnen. Wir können auf unsere Leistung nicht stolz sein. Es gab schwere Momente wie die Verletzung von David Konecny. Aber wir haben auch nicht die entscheidende Punkte gemacht und uns zu viele Annahmefehler erlaubt. Dann reicht es eben nicht zum Sieg.

Ondrej Hudecek (Spielführer Tschechien):
Da gibt es nichts zu beschönigen, wir haben nie gezeigt, was wir können. Das ist enttäuschend, für uns ist die EM leider vorbei. Ich wünsche den Deutschen viel Glück im Viertelfinale.

Zum Genießen, die Tabelle der Gruppe D vor dem abschließenden Spiel RUS-BUL

1. GER – 8 Punkte – 9:2-Sätze – 3 Spiele
2. BUL – 4 Punkte – 5:4-Sätze – 2 Spiele
3. RUS – 3 Punkte – 3:3-Sätze – 2 Spiele
4. CZE – 0 Punkte – 1:9-Sätze – 3 Spiele

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