Jürgen Klopp im SPORT1 Podcast „Leadertalk“

Jürgen Klopp im SPORT1 Podcast „Leadertalk“ - Copyright: Imago (über SPORT1)
Jürgen Klopp im SPORT1 Podcast „Leadertalk“ – Copyright: Imago (über SPORT1)

Jürgen Klopp, Cheftrainer des FC Liverpool, über seinen Start als Trainer:

„Im Sommer, nachdem wir mit Mainz die Klasse gehalten haben, habe ich mir erst mal ganz viele Gedanken über mich selber gemacht. Was bin ich eigentlich für ein Typ und wie möchte ich den Umgang mit einer Mannschaft haben?“

31.08.2022PM SPORT1 / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

In der neuen Folge des SPORT1 Podcasts „Leadertalk“ hat Mounir Zitouni Liverpool-Coach Jürgen Klopp zu Gast. In der knapp eine Stunde langen Ausgabe spricht der 55-Jährige Jürgen Klopp, der bei seinen Trainerstationen in Mainz, Dortmund und jetzt Liverpool als Menschenkenner bekannt und sehr erfolgreich war, ausführlich über seinen Antrieb, die Grundsätze im Umgang mit seinen Mannschaften und erklärt, was für ihn Wertschätzung bedeutet.

Zudem erzählt Jürgen Klopp, wie er im Schwäbischen groß geworden ist und, was Winnetou mit seiner Lebenseinstellung zu tun hat. Die wichtigsten Aussagen im Folgenden (Quelle: SPORT1).

Jürgen Klopp über …

Beziehungen versus Trophäen: „Darum war ich eben so lange in den Vereinen: Weil ich eine Beziehung zu den Spielern aufbaue, aufbauen möchte. Ich möchte mit den Leuten, mit denen ich zusammenarbeite, eine Beziehung haben, ein Verhältnis. Ich möchte die Zeit mit ihnen nutzen und nicht nur für die Spieler, sondern auch für mich. Es gibt zigtausend Trainer, die viel erfolgreicher waren als ich. Die sammeln Titel und ich sammle Beziehungen.“

Menschen und Momente: „Ich betreibe den Job für Menschen, aber auch mit Menschen. Wenn du eine Konstellation geschaffen hast, in der du einfach super gerne hingehst, dann geht es für mich nicht darum, dass wir jetzt jedes Jahr alle Titel abräumen, sondern es geht darum, dass wir uns jedes Jahr alles abverlangen. Und dann hast du einfach unglaublich viele Momente zusammen. Und nicht nur die Momente, wo du den Pokal in den Händen hältst, sondern das können ganz andere Momente sein.“

Erfolgsdruck in Fußball: „Dieses Recht nehme ich mir raus, dass ich für mich entscheide, was Erfolg ist. Erfolg kann das sein, was alle anderen als Erfolg bezeichnen oder, was ich selber als Erfolg bezeichne. Das heißt, mit einem verlorenen Finale verschwende ich keine Lebenszeit. Ich versuche alles zu gewinnen, und wenn das nicht funktioniert, haben wir viele tolle, tolle Tage gehabt. Das Erreichen eines Finals ist ein Erfolg. Er wird nur von außen nicht so betrachtet, aber das könnte mir persönlich nicht egaler sein. Mich interessiert der Prozess, wie wir dorthin kommen. Mich interessiert, was haben wir richtig gemacht und was haben wir falsch gemacht?“

den Umgang mit Niederlagen: „Ich fühle mich für Niederlagen viel mehr verantwortlich als für Siege. Ich kann sogar sagen: Für Siege fühle ich mich manchmal gar nicht verantwortlich. Sich für eine Niederlage verantwortlich zeigen, bedeutet dann gleichzeitig, dass ich dafür sorgen muss, dass wir das nächste nicht auch noch verlieren. Wo war ich nicht gut genug? Wo war ich nicht klar genug? Wo habe ich mich nicht richtig ausgedrückt? Wo habe ich nicht klar genug aufgezeigt, warum wir das eigentlich machen? Und was müssen wir im Training ändern? Wenn wir gewonnen haben, dann hat alles funktioniert. Das hält mich am Laufen, wenn was nicht funktioniert hat, denn dann muss ich besser sein.“

über seinen Start als Trainer: „Meine Karriere, wie ist das denn abgelaufen? Ich konnte nie jemandem über die Schulter schauen. Ich habe am Sonntag gespielt und war am Montag Trainer. Von dem Tag an hatten alle Menschen Fragen an mich, für die ich noch gar keine Antwort haben konnte. Die musste ich mir über die Jahre erarbeiten. Im Sommer, nachdem wir mit Mainz die Klasse gehalten haben, habe ich mir erst mal ganz viele Gedanken über mich selber gemacht. Was bin ich eigentlich für ein Typ und wie möchte ich den Umgang mit einer Mannschaft haben?“

seine Politik der offenen Tür: „Wenn du das zulässt, dann kommen viel mehr Fragen als bei anderen Trainern. Ich habe die Jungs nie gefragt, was wir im Training machen sollen, aber es geht darum, wenn ihnen irgendwas nicht gefällt, dann müssen sie das sagen können. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, dann müssen sie das sagen können. Wir können am Tag vorher 5:0 verloren haben: Wenn du am nächsten Tag mit mir über irgendwas Privates sprechen willst, möchte ich, dass du kommst. Das ist natürlich intensiv, aber das fällt mir nicht schwer, weil ich jemand bin, der sich total gern mit Menschen beschäftigt.“

seine Lust auf Menschen: „Das ist die Nummer 1 meiner Charaktereigenschaften: Ich bin neugierig und an Menschen um mich herum interessiert. Es ist ein Anspruch von mir an mich selber: menschlich zu sein.“

den Stellenwert von positivem Feedback: „Wir brauchen alle positives Feedback. In unserer Entwicklung und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann die aufhört, müssen wir positives Feedback bekommen für das, was wir getan haben. Das brauchen wir, aber vergessen das über die Jahre, dass es andere auch brauchen. Dass wir es selbst brauchen, das vergessen wir nie. Das habe ich früher immer gehasst. „Die B-Elf hat ihre Chance nicht genutzt“. Hör mir auf, was ist das denn für ein Satz? Wer ist denn verantwortlich, dass die B-Elf ihre Chance nicht genutzt hat? Ja natürlich der Trainer der A-Elf.“

die Grenzen von Mitsprache: „Wenn wir eine Mannschaftssitzung haben, dann gibt es einen, der spricht, und das bin ich. Dort wird nicht diskutiert. Das funktioniert so nicht. Man darf den Trainer nicht vor versammelter Mannschaft infrage stellen. Das geht nicht. Wenn elf Mann das Gleiche falsch machen, hast du immer noch eine Chance zu gewinnen. Wenn bei elf Spielern jeder das macht, was er will, dann bist du verloren. Wenn ich einen Plan vorgebe, dann ist das der Plan. Wenn dir daran was nicht gepasst hat, dann kommst du am nächsten Tag und es wird darüber gesprochen. Kein Problem. Aber nicht in der Situation, das ist wirklich wichtig. Eine Mannschaft braucht einen, der die Idee vorgibt und Spieler, die ihr folgen.“

seine Ansprache vor dem legendären 4:0 gegen Barca: „Ich habe damals in der Sitzung vor dem Barcelona-Spiel 2019 gesagt: Es ist eigentlich unmöglich, das aufzuholen. Aber weil ihr es seid, haben wir eine Chance. Es war genau das, was ich gedacht habe. Ich habe nicht gedacht, oh, der Satz klingt gut. Und dann kam: Wenn wir es so machen, Barcelona in einer Art und Weise unter Druck setzen, wie sie es tatsächlich noch niemals in ihrem Leben erfahren haben. Damit müssen wir anfangen. Leute, wir müssen wahnsinnig mutig sein. Das bedeutet, wir lassen Räume für Barcelona offen, die sie für gewöhnlich nutzen, aber nur dann, wenn wir sie in anderen Räumen spielen lassen. Mit diesem Mut und dieser Zuversicht, die wir alle empfunden haben nach der Sitzung, sind wir dann raus gegangen und sind das volle Risiko eingegangen, von Barcelona nach zehn Minuten abgeschossen zu werden.“

über seine Vorbilder: „Wer mich auch erzogen hat, ist Winnetou, Karl May. Bis heute verstehe ich nicht, wieso damals Pierre Brice erschossen wurde und nicht Lex Barker. Da hast du Winnetou geguckt und gedacht, am Ende gewinnen immer die Guten. Bis heute bin ich ein großer Verfechter des Happy End. Ich will an das Gute glauben. Ich weiß, es ist nicht immer gut. Es gibt aber die Bereiche, wo wir alles tun, damit es eben gut ausgeht, weil wir nur dieses eine Leben haben, soweit wir wissen. Und unsere Aufgabe ist es, es so cool und schön zu machen, wie es geht. Und das versuche ich.“

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