Handball WM 2017 Deutschland: Biegler Ladies mit Stagnation statt WM-Medaille

Deutschland - DHB - Ladies - Handball WM 2017 - Foto: SPORT4FINAL
Deutschland – DHB – Ladies – Handball WM 2017 – Foto: SPORT4FINAL

Handball WM 2017 Deutschland: Am 29. Oktober 2017 feierte der deutsche Handballbund (DHB) bei einem Festakt in Berlin 100 Jahre Handball in Deutschland. Zehn Jahre nach den letzten WM-Medaillen für den DHB, Weltmeister-Titel der Männer bei der Heim-Weltmeisterschaft und Bronze für die Frauen 2007 in Frankreich, fällt die sportliche Bilanz sehr bescheiden und ernüchternd aus:

Handball WM: Beide deutsche Flaggschiffe schieden im WM-Achtelfinale aus. Dagur Sigurdssons Team belegte Platz neun und Ladies Bundestrainer Michael Biegler musste sich mit Rang zwölf bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land begnügen.

Aus sportlicher Sicht weit weg vom Medaillen-Traum in Hamburg und nach weiteren verlorenen 20 Monaten unter Michael Biegler steckt der deutsche Frauen-Handball nach wie vor in der Entwicklungs-Krise – Stagnation statt WM-Medaille.

Bob Hanning im SPORT4Final-Interview: „Scheitert die Heim-WM 2017, scheitert der Frauen-Handball“

Positiv ist zweifellos anzumerken, dass mit Michael Biegler und Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld eine Struktur-Reform, also die Änderung von Strukturen im DHB, die Zusammenarbeit mit den Bundesliga-Trainern sowie der Handball Bundesliga (HBF) und die Nachwuchs-Sichtung mit der Eliteförderung für die Talente sowie die duale Berufs-Karriere, auf den Weg gebracht wurde.

Ein Kommentar von SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp.

Mehr zum Thema WM-Ausscheiden:

Handball WM 2017 Deutschland: Andreas Michelmann zur Ladies Bilanz

Handball WM 2017 Deutschland: Wolfgang Sommerfeld zur Ladies Bilanz

Handball WM 2017 Deutschland: Anna Loerper zur Ladies Bilanz

Handball WM 2017: Deutschland von Dänemark gedemütigt

Handball WM 2017: Deutschland vs. Dänemark im „Sekt- oder Selters“ Match

Mehr zum Thema Handball WM:

13.12.2017 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Handball WM 2017 Deutschland: Struktur-Reform ist positiv – warum benötigt man dazu den Bundestrainer?

Unverständlich ist in diesem Zusammenhang, warum der DHB bei einer Struktur-Reform den Bundestrainer mit ins Boot nehmen musste. Ein National-Coach hat andere Aufgaben-Schwerpunkte, vor allem im sportlichen und menschlichen Bereich. Bei der (fast) unrealistischen Zielstellung einer WM-Medaille, bezogen auf die Leistungsfähigkeit der Mannschaft in Benchmark zur absoluten Weltspitze, wäre die einhundertprozentige Konzentration von Michael Biegler auf den sportlichen Bereich, den er allein zu verantworten hatte, notwendig gewesen.

Auf richtigem Weg 2016 – Stagnation 2017 – Spielkulturell weit entfernt von der Weltspitze.

Nach dem sechsten Platz bei der Handball Europameisterschaft 2016 in Schweden wurde deutschlandweit einschließlich SPORT4FINAL analysiert, das die deutsche Nationalmannschaft unter Michael Biegler auf dem richtigen Entwicklungsweg sei. Nach der Heim WM sind die Handballfans und Experten wie Stefan Kretzschmar, DHB-Funktionäre sowie Pressevertreter wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Das Handball-Jahr 2017 offenbarte wiederum eine Stagnation. Die DHB-Auswahl konnte spielkulturell nicht an die Performance der EHF EURO 2016 anknüpfen und ist weiter denn je seit 2014 von der absoluten Weltspitze entfernt.

Ein deutsche Mannschaft ohne Verjüngungskur unter Michael Biegler, der 15er-Kader zu Beginn der Weltmeisterschaft hatte ein Durchschnittsalter von 30 Jahren, und in der die Führungs-Spielerinnen den Zenit ihres Leistungsvermögens schon einige Jahre überschritten haben, war mental und handballerisch trotz des Heimvorteils nicht wettbewerbsfähig. Zudem lagen die Individualleistungen der deutschen Spielerinnen bis auf wenige Ausnahmen, bspw. den Torhüterinnen, ebenfalls nicht im Bereich der Top-Athleten aus der Weltspitze. Ein positives Team-Building ohne Weltklasse-Athleten – da ist eine WM-Medaille eine Illusion.

Michael Biegler – viel Vorschuss-Lorbeeren, ohne WM-Zielvorgabe zu liefern

Michael Bieglers Engagement, seine hohe Wertschätzung unter Trainerkollegen und Spielerinnen sowie bei der DHB-Spitze sind unbestritten und positiv anzuerkennen. Manche Einschätzungen und überzogene Vorschuss-Lorbeeren, wie bspw. von Stefan Kretzschmar, wirkten kontraproduktiv. Nach Bieglers erfolgreichem „polnischem Weg“ bei der Männer Weltmeisterschaft 2015 in Katar mit Bronze und dem Debakel bei der polnischen Heim EHF EURO 2016 (14-Tore-Niederlage gegen Kroatien und dem Nichterreichen des Halbfinales), folgte nun das Deja-vu Erlebnis mit den Ladies bei der Handball Weltmeisterschaft in Deutschland.

Bundestrainer Michael Biegler konnte die DHB-Zielvorgabe nicht liefern und ist mit seiner Mannschaft sportlich gescheitert. Bieglers Fehler in der Personalpolitik, taktische Schwächen im Abwehr- und vor allem im Angriffsverhalten sowie mentale Probleme in Drucksituationen bei der Nationalmannschaft und die selbstverschuldete Niederlage im Achtelfinale gegen Dänemark zerstörten den großen WM-Medaillen-Traum.

Handball WM 2017 Deutschland: Ära Michael Biegler – Aufbruch und Nachhaltigkeit?

Henk Groener – grundsätzlicher Neuanfang nach verlorenen Jahren mit Jakob Vestergaard und Michael Biegler

Der ab Januar 2018 als DHB-Bundestrainer beginnende niederländische Erfolgs-Trainer Henk Groener, Vize-Weltmeister 2015 in Dänemark, tritt ein schweres Erbe von verlorenen Entwicklungs-Jahren im deutschen Frauen-Handball, die mit den Trainern Jakob Vestergaard und Michael Biegler verbunden sind, an. „Jetzt erst recht“ sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann auf der abschließenden Pressekonferenz einen Tag nach der Dänemark-Niederlage. Den deutschen Frauen soll im DHB weiter höchste Aufmerksamkeit und Entwicklungshilfe zu teil werden.

Ein Medaille bei Olympia 2020 in Tokio bleibt das anspruchsvolle Ziel im Frauen-Handball. Henk Groener wird auf diesem Weg einen grundsätzlichen Neuaufbau der Ladies Nationalmannschaft einleiten und forcieren müssen, denn in zweieinhalb Jahren beginnen schon die Olympischen Spiele. Aber zuvor muss der erste Leistungsnachweis bei der EHF EURO im Dezember 2018 in Frankreich erbracht werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert